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Stella Bettermann: Ich trink Ouzo, was trinkst du so?

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2017-05-01 2017-05-01 01.05.2017

Von München nach Piräus mit dem Auto – als Kind hat die Halbgriechin Stella Bettermann (Jahrgang 1963) zusammen mit ihrem Bruder, ihrem deutschen Vater und ihrer griechischen Mutter diese dreitägige Autofahrt Sommer für Sommer zurückgelegt, um die Ferien bei der Familie ihrer Mutter in Griechenland zu verbringen. Von der „Etagenwohnung mit Spannteppich, Raufasertapete und einem winzigen Balkon, der auf eine Grünanlage mit Spielplatz hinausging“, ihrem Zuhause in München, in das Haus ihrer Großmutter Yiayia, der nach Basilikum duftenden, rundlichen, kleinen Großmutter, und ihres Pappous, dem strengen, hageren Opa, mit „den hübschen, gemusterten Kacheln auf dem Boden, den verschnörkelten Holzmöbeln, den bestickten Deckchen auf allen Ablagen“, „den verspiegelten Vitrinen, in denen Porzellanfigürchen ausgestellt waren“ und dem kleinen Wandaltar, „auf dem Pappous zur Predigt aus dem Radio Lichter und Weihrauch entzündete“ – die beiden Welten, die Stella Bettermann dabei kennenlernte, hätten in dieser Zeit, in der eine Griechenlandreise „so exotisch war wie ein Trip nach Nepal“ unterschiedlicher kaum sein können. 

Von diesen etwas anderen, gleichermaßen zauberhaften wie turbulenten Ferien bei der griechischen Verwandtschaft  erzählt die in München lebende Buchautorin und Journalistin, heute selbst Mutter von zwei Kindern, in ihrem jetzt im Verlag Bastei Lübbe erschienenen Taschenbuch „Ich trink Ouzo, was trinkst du so?“  auf humorvolle, kurzweilige und  lebendige Weise. „Meine griechische Familie und ich“ lautet der Untertitel des lesenswerten Buches, das aus einzelnen Geschichten besteht, in denen die Autorin auch mit Augenzwinkern schildert, wie ihre Mutter, eine Opernsängerin, die sich weigert, bei Besuchen bei den deutschen Verwandten ihre schicken Pumps gegen obligatorische Gästepantoffeln zu tauschen, den Führerschein macht, das Bergsteigen und das Skifahren mehr oder weniger erfolgreich entdeckt und meistert. Auch kulturellen Unterschieden, die im Alltag mitunter zu Missverständnissen führen zwischen Griechen und Deutschen, widmet sich die Autorin. Doch in erster Linie  weckt Stella Bettermann beim Leser Sehnsüchte mit ihren trefflich geschilderten Eindrücken und Erlebnissen von südländischer Sommerhitze, griechischem Essen und temperamentvollen Diskussionen mit der griechischen Verwandtschaft: „Eine Stunde nach unserer Ankunft war der Bürgersteig vor der Monemwassias dreizehn zugeparkt und das Haus rappelvoll. Die komplette griechische Verwandtschaft gab sich die Ehre, um die verlorene Tochter samt Anhang daheim zu begrüßen.“ 

 „Ich trink Ouzo, was trinkst du so?“ ist eine Liebeserklärung an das Land ihrer Mutter. Die von Schwierigkeiten und Hoffnungen erzählenden wundervoll leichten Sommergeschichten voller mediterraner Stimmung und interessanter und origineller Protagonisten entführen in ein Griechenland jenseits von Schuldendebakel und drohendem Staatsbankrott, in ein Griechenland von früher. Im letzten Kapitel „Erinnerungen an Anis und Zimt“ vergleicht Stella Bettermann ihre damaligen Eindrücke mit denen von heute. So ist ihr das moderne Athen fremd: „In der total europäisierten, global gleichgemachten Stadt mit all den Fast-Food-Ketten und Vodafone-Logos erkenne ich ,mein’ altes Athen fast nicht wieder. Zumindest nicht auf Anhieb.“ Doch schließlich kann sie „das typisch Griechische wiedererkennen und sehen, dass es noch existiert – und von neuen Details erweitert wird“.

Stella Bettermann
„Ich trink Ouzo, was trinkst du so?
Meine griechische Familie und Ich“
Bastel Lübbe Taschenbuch
205 Seiten
ISBN 978-3-404-61666-4

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